Die Digitalisierung hat die moderne Arbeitswelt fest im Griff, und deutsche Unternehmen sind keine Ausnahme. Sie setzen verstärkt auf neue Technologien wie SAP-Software, um ihre Prozesse zu optimieren und in die Zukunft zu investieren. Doch wie wirkt sich diese Digitalisierung auf die psychische Gesundheit der Mitarbeiter*innen aus? Welche Faktoren spielen eine Rolle, und wie können Unternehmen die positiven Auswirkungen maximieren und die negativen minimieren?

In Zusammenarbeit mit der Universität Duisburg-Essen haben wir eine Studie durchgeführt, bei der wir ein Unternehmen bei der Einführung von SAP-Software begleitet haben. Unser Fokus lag auf den Auswirkungen dieses Prozesses auf die psychische Gesundheit der Mitarbeiter.

Unsere Studienziele

Unsere Forschung hatte zwei Hauptziele:

  1. Identifikation von Faktoren: Wir wollten Faktoren identifizieren, die mit einer Reduzierung der psychischen Belastung während der Einführung von Software in Verbindung stehen. Diese Faktoren könnten als Grundlage für Maßnahmen dienen, um die psychische Belastung in Digitalisierungsprozessen zu minimieren.

2. Individuelle Unterschiede: Wir untersuchten, ob es individuelle Unterschiede in der Entstehung psychischer Belastung während des SAP-Einführungsprozesses gibt. Dabei interessierten uns Eigenschaften wie kognitive Flexibilität, Anpassungsfähigkeit, Perfektionismus, Offenheit und intrinsische Motivation der Mitarbeiter.

Die Vorgehensweise

Um diese Ziele zu erreichen, führten wir eine Online-Studie in dem begleiteten Unternehmen durch. Die Mitarbeiter wurden zu zwei Zeitpunkten befragt:

Vor der SAP-Einführung: Hier haben wir die psychische Belastung, den empfundenen Stress und die intrinsische Motivation der Mitarbeiter in Bezug auf ihre aktuelle Arbeit erfasst. Außerdem haben wir individuelle Faktoren wie kognitive Flexibilität, Anpassungsfähigkeit, Perfektionismus und Offenheit ermittelt.

Nach der SAP-Einführung: Nach der Einführung haben wir erneut die psychische Belastung, den empfundenen Stress und die intrinsische Motivation der Mitarbeiter erfasst. Die individuellen Faktoren wurden nicht erneut abgefragt, da diese als relativ stabil anzusehen sind.

Ergebnisse und Bedeutung für Unternehmen

1. SAP-Einführung erhöht nicht die Belastung:

Entgegen unseren Erwartungen zeigte sich, dass die Einführung von SAP-Software bei den Mitarbeiter*innen nicht zu einer Erhöhung der psychischen Belastung führte. Die psychische Belastung stand auch nicht im Zusammenhang mit dem empfundenen Stress. Dies deutet darauf hin, dass die Mitarbeiter*innen die SAP-Einführung eher als Erleichterung und nicht als zusätzliche Arbeitsbelastung empfunden haben könnten. Die Werte zeigten sogar, dass die psychische Belastung und der Stress der Mitarbeiter*innen nach der Einführung etwas geringer waren. Dies legt nahe, dass eine angemessene Unterstützung seitens des Unternehmens einen positiven Einfluss auf die psychische Gesundheit der Mitarbeiter*innen hat.

2. Positiver Einfluss von Offenheit und intrinsischer Motivation:

Offenheit und intrinsische Motivation der Mitarbeiter*innen standen in einem negativen Zusammenhang mit der durch die SAP-Einführung entstandenen psychischen Belastung. Das bedeutet, je offener und intrinsisch motivierter die Mitarbeiter*innen waren, desto weniger psychische Belastung empfanden sie während des Einführungsprozesses. Dies unterstreicht die Bedeutung dieser Eigenschaften für die Bewältigung von Veränderungen im digitalen Umfeld.

3. SAP als Erleichterung:

Interessanterweise zeigte sich vor der SAP-Einführung ein positiver Zusammenhang zwischen Anpassungsfähigkeit und psychischer Belastung. Nach der Einführung gab es jedoch keinen solchen Zusammenhang mehr. Dies könnte darauf hinweisen, dass die Mitarbeiter*innen zuvor wenig Anpassungsfähigkeit benötigten und sich möglicherweise unterfordert fühlten. Die Einführung von SAP hat möglicherweise eine neue Herausforderung und damit eine Erhöhung der Anpassungsfähigkeit mit sich gebracht.

Fazit

Unsere Studienergebnisse deuten darauf hin, dass die Einführung von SAP-Software positive Auswirkungen auf die psychische Gesundheit der Mitarbeiter*innen haben kann, sofern eine angemessene Unterstützung durch das Unternehmen gewährleistet ist. Solche Einführungen können sogar zu einer Arbeitserleichterung führen, insbesondere wenn zuvor monotone Aufgaben analog erledigt wurden. Dennoch ist eine umfassende Unterstützung der Mitarbeiter*innen bei solchen Veränderungen unerlässlich.